Vipassana Meditation Yangon Myanmar

#10: Meditieren in Myanmar

Nach unserer Zeit im Norden von Thailand ging es für uns weiter nach Myanmar. Dort hatten wir uns für einen 10-Tage-Vipassana-Meditationskurs angemeldet. Von Vipassana hörten wir das erste Mal von Björn in Thailand und zwei Freiwilligen in Nakupenda. Sie erzählten uns, dass dabei 10 Tage lang meditiert wird, nicht gesprochen werden darf und Männer und Frauen strikt getrennt sind. Laut ihren Erzählungen eine sehr wertvolle Erfahrung.

Nun wollten wir Vipassana selbst ausprobieren. Um die Sache möglichst unvoreingenommen anzugehen, beschlossen wir im Vorfeld auf weitere Recherche zu verzichten. Doch bevor für uns der Kurs überhaupt starten konnte, lag für uns noch die Reise von der thailändischen Grenze in die Großstadt Yangon dazwischen. Und diese gestaltete sich ein bisschen komplizierter als gedacht.

Auf dem Weg nach Yangon

Vom thailändischen Grenzort Mae Sot ging es zu Fuß über die „Friendship“-Brücke direkt in die burmesische Grenzstadt Myawaddy. Von dort wollten wir ins 400km entfernte Yangon wiederum autostoppen. Ein lieber Burmese nahm uns mit und brachte uns zu einer Tankstelle außerhalb von Myawaddy.

Auf der Fahrt erzählte er uns, dass unser Vorhaben schwierig werden könnte. Einheimische dürfen Fremde offiziell nämlich weder im Auto mitnehmen, noch zu sich nach Hause einladen. Und sie dürfen mit ihrem Autoführerschein nur im Heimatbezirk fahren. Allerdings wäre es möglich, dass wir auf der Tankstelle einen LKW finden, der uns bis nach Yangon mitnehmen könnte. Wir versuchten zwei Stunden lang einen Lastwagen aufzutreiben – ohne Erfolg. Den Bus konnten wir auch nicht nehmen, da wir noch kein Bargeld hatten. Sämtliche Bankomaten in Myawaddy und auf der Tankstelle waren nämlich leer oder außer Betrieb.

Auf der Tankstelle versammelten sich immer mehr Menschen um uns und versuchten uns zu helfen. Vom Tankstellenrestaurant bekamen wir etwas zu essen und drei junge Männer boten an, uns zurück nach Myawaddy zu bringen, um dort für uns ein Busticket zu besorgen… und zu bezahlen. Überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit fiel es uns schwer diese Hilfe anzunehmen, aber wir waren wirklich dankbar.

Nun ging es also mit dem Nachtbus in einer 12-stündigen Fahrt über Holperstraßen nach Yangon. Dort angekommen funktionierten auch die Bankomaten. Nach ausgiebigem Frühstück begaben wir uns zum Meditationszentrum, wo wir mit einem kräftigen Funkenregen einer durchschmelzenden Straßenstromleitung begrüßt wurden. Mingalabar Myanmar.

Vipassana-Meditation

Am Abend begann der Meditationskurs – Vipassana. Und so sahen die nächsten 10 Tage aus…

Die Rahmenbedingungen:

  • Geldtascherl, Handy, Laptop und Co mussten vor dem Kurs abgegeben werden.
  • Das Gelände durfte während der Kursdauer nicht verlassen werden, außer bei vorzeitigem Abbruch des Kurses.
  • Frauen und Männer waren während des Kurses strikt getrennt (Unterkünfte, Essensraum, Meditationshalle).
  • Während des gesamten Kurses durfte man mit anderen TeilnehmerInnen weder sprechen noch in anderer Form kommunizieren – voller Fokus auf sich selbst. Auch Lesen, Schreiben, Sport, Yoga, … war nicht erlaubt.
  • Es gab zwei Mahlzeiten am Tag. Frühstück um 6.30Uhr und Mittagessen um 11Uhr. Am Abend gab es noch eine Teepause.
  • Meditiert wurde in der sogenannten „Dhamma-Hall“. In den letzten drei Tagen bestand auch die Möglichkeit in der zugeteilten Einzelzelle in der Pagode zu meditieren.

Die Praxis:

  • Die Meditationseinheiten begannen mit Tonbandanleitungen in denen die Meditationstechnik erklärt wurde.
  • Das Meditieren erfolgte in einer aufrechten Sitzhaltung auf einem oder mehreren Pölstern am Boden. Bei Sebi entwickelte sich im Laufe der Zeit eine richtige Couchlandschaft.
  • Der Grundsatz der Vipassana-Meditation ist „Dhamma“ – das Gesetz der Natur: „Alles entsteht und vergeht wieder“ – Unbeständigkeit und Veränderung ist also das Beständigste überhaupt.
  • In der Meditation lag der Fokus auf dem Beobachten der eigenen Körperempfindungen. In den ersten drei Tagen lag die Aufmerksamkeit auf der Beobachtung des eigenen Atems, ab dem vierten Tag wurden die Empfindungen am ganzen Körper beobachtet – eine intensive Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsschulung.
  • Das Beobachten der Körperempfindungen soll ganz wertfrei geschehen. Also kein Unterteilen in Gut oder Schlecht, kein Entwickeln von Verlangen oder Ablehnung – einfach nur wahrnehmen und beobachten.
  • Mit dem Wissen, dass jede Empfindung gleich ob Schmerz oder Wohlbefinden, Stechen oder Prickeln, Ziehen oder Kribbeln,…vergänglich ist, soll jede Empfindung wertfrei und gleichmütig beobachtet werden.
  • Auf diese Weise sollen die konditionierten Muster des ständigen Bewertens Stück für Stück abgelegt werden und der Geist in mehr Gleichmut und Wertfreiheit geschult werden.
  • Am Ende des Tages gab es immer den sogenannten Diskurs, in dem die Philosophie hinter Vipassana noch ausführlicher erklärt wurde.
  • Vipassana ist religionsfrei. Kurse werden weltweit abgehalten, basieren auf Spendenbasis und sollen so für jede und jeden zugänglich sein.

Unsere Erfahrungen

Nach zehn Tagen gab es dann das große Wiedersehen. Jeder hatte seine eigenen Erfahrungen, jeder seine eigenen Geschichten. In Gesprächen mit anderen SchülerInnen stellten wir fest, dass jede und jeder Einzelne die Zeit sehr unterschiedlich erlebt und erfahren hatte…

Ein paar Weisheiten haben sich bei uns beiden tief eingeprägt:

  • Achtsamkeit gegenüber sich selbst, anderen und der Natur.
  • Aktiv gestalten – agieren statt reagieren.
  • Veränderung liegt in der Natur der Natur.

Von Yangon wieder zurück an die Grenze

Nach dem Kurs begaben wir uns auf eine kleine Stadtbesichtigung in Yangon und besuchten das Wahrzeichen der Stadt, den „Shwedagon“. Eine riesenhafte goldene Pagode, die über die ganze Stadt thront.

In den nächsten Tagen machten wir uns auf den Weg zurück nach Thailand, wo Evi den zweiten Teil ihrer Thai-Massage-Ausbildung absolvierte. Mit dem Nachtbus ging es zurück zur Grenze.

Mit im Gepäck, eine intensive und bereichernde Zeit…

Und wie es weiterging, siehst du hier