#1 In Linz beginnt’s

Es war einmal ein Studentenpärchen vom Land das in einer Linzer Stadtwohnung sein Glück versuchte…

Juli 2018: Sie, Evi, im Praktikum vor dem letzten Studienjahr. Er, Sebi, nach Abschluss seines Lehramtsstudiums – nun offizieller Experte im Umgang mit Kindern.

Gemeinsam kam die Idee auf, sich nach einem Häuschen mit viel Grün umzusehen. Dieser Einfall mündete in der Besichtigung eines mühlviertlerischen 8-Hektar-„Anwesens“ inklusive kreativem Mietkaufangebot. Allerdings bräuchte man, um sich mit der Bank verheiraten zu können, Ersparnisse und das Versprechen jahrelanger Treue. Satz mit „X“, war wohl nix.

Und so ging es nach Ende von Praktikum und Ferialjob mit Sommerticket und Wurfzelt für ein paar Tage auf „Expedition Österreich“. Neues Zuhause: Bahnhof und Badestrand statt Haus, Kredit und Ackerland.

Im Spätsommer führte die Reise mit dem Zug nach Bonassola an die ligurische Küste – eine Woche mit Sonne, Strand, Träumereien, großen Visionen und Diskussionen. Träumereien und Visionen über Permakultur, Minimalismus, Tiny-Häuser und Gemeinschaftsprojekte. Der Drang nach Veränderung, der Drang nach großer Entdeckungsreise. Australien, das wär’s. Unter Einfluss von italienischem Wein, selbstgekochtem Essen, Urlaubsstimmung und zahlreichem Hin- und Herüberlegen kam der Entschluss, „Moch mas“!

Wie im Liebesleben kann aber nach dem Höhepunkt auch eine Flaute folgen und so fanden wir uns in Arbeits- und Studienalltag wieder. Wochen vergingen. Der Drang nach Veränderung wurde immer größer und wir kamen zum Entschluss unsere 50m²-Wohnung zu kündigen. Der Plan war, sich in der dreimonatigen Kündigungsfrist nach einer kleineren Wohnung umzusehen, um so einige unserer überschüssigen Dinge loszuwerden – der Minimalismus-Gedanke hat uns gepackt.

So begann eine Zeit, in der wir „Willhaben“ öfters benutzten als Sebi’s Dad (Ja, auch das ist möglich!). Dem nicht genug, boten wir unseren Ramsch zu Bestpreisgarantie erstmals auf dem Linzer Hauptplatzflohmarkt an. In der Operation Flohmarkt 1.0 konnten wir herausfinden, dass unser Küchentisch der perfekte Verkaufsstand ist, die Öffis auch als Kofferraum taugen, sofern man sie lange genug aufhält und sich selbst Winnie Pooh-Polster und Geruchsneutralisierungssprays verkaufen lassen.

Eine weitere Woche verging. Zwei Köpfe mit vielen Gedanken und ein Alltag mit zu viel Hamsterrad verlangte nach Veränderung. Schließlich keimte der „Geist von Bonassola“ wieder auf und es kam dazu, dass einerseits der Job gekündigt und andererseits die Möglichkeit einer Studienpause in Anspruch genommen wurde. Und am Höhepunkt der Veränderung  folgte diesmal keine Flaute sondern eine Buchungsbestätigung. Australien war das Ziel, Thailand das Ergebnis. Liegt ja irgendwie am Weg.

Aus drei Monaten Wohnungskündigungsfrist wurden vier Wochen bis zum Flug, aus gemütlicher Wohnungsübergabe wurde Nachmietersuche, aus einer vollen Wohnung wurden fünf Kisten, aus zwei Kästen wurden drei Rucksäcke, aus dem alltäglichen Stress wurde Euphorie und in den Operationen Flohmarkt 2.0 und 3.0 wurden die Kosten für unsere Flugtickets eingenommen.

Damit wir auch unseren Linzer Nachbarn noch länger in Erinnerung bleiben, wurde in der Wohnung zum Abschluss noch einmal zu einem gemeinsamen Umtrunk geladen. Dasselbe Prozedere folgte dann mit den Familien nochmal und nochmal, bis es schließlich soweit war.

Unser lieber Matthias, seines Zeichens geliebter Bruder und Schwager, brachte uns zu den Klängen von Frank Sinatra’s „Come fly with me“ am frühen Morgen des 14. November 2018 zum Salzburger Flughafen.

Drei Rucksäcke, zwei Instrumente, ein Pärchen – eine Kombination die sich für längere Zeit bewährt machen sollte…

Und wie es weiterging, siehst du hier