#3 Alles Roger in Kambodscha?

Raus in die Welt und rein ins Abenteuer, so lautete unser Motto vor dem Start der Reise. Und so hatten wir außer der Vision einer Entdeckungsreise weder Erwartungen, noch einen Zeit- oder Reiseplan. Nach einem genialen Monat in Thailand war nun unser Visum zu Ende, also auf in neues Gelände. Während unserer Zeit auf Koh Chang enstand die Idee, eine Tour durch Südostasien zu machen – unser nächstes Ziel, Kambodscha.

Ein chaotischer Grenzübergang

Also auf zur Grenze nach Hat Lek. Die europäischen Vorstellungen eines geordneten Grenzübergangs konnten hier getrost über den Haufen geworfen werden. Aber nach drei Stunden lautem Chaos und Durcheinander hatten wir schließlich unser Ein-Monatsvisum für Kambodscha in der Hand.

Die vermüllte Küstenstadt Sihanoukville

Ein Anfang war geschafft. Es folgte eine vierstündige Fahrt durch einen wunderschönen Nationalpark, die in der völlig vermüllten Küstenstadt Sihanoukville endete. In Sihanoukville mussten wir das Visum für Vietnam organisieren, da dies nur im dortigen Konsulat möglich war und wir wiederum über Land weiterreisen wollten.

Auf dem Weg zum Konsulat trafen wir eine ältere Einheimische namens „Mom“. Da wir von den Zuständen in Sihanoukville ziemlich geschockt waren und mehr darüber wissen wollten, erklärte uns Mom warum diese Stadt so ist, wie sie ist.

Ein paar Fakten:

  • In Kambodscha gibt es kein Grundbuch, das den Landeigentum regelt.
  • Chinesische Investoren zahlen Bestechungsgelder an Lokalpolitiker und gelangen so in den Besitz von privaten Familiengrundstücken.
  • In Sihanoukville gibt es seit wenigen Jahren 30 chinesische Casinos, 70 weitere befinden sich im Bau. Zusätzlich werden zahlreiche Hotelanlagen aus dem Boden gestampft.
  • Glücksspiel ist für Einheimische verboten
  • Grundvoraussetzung für einen Job im Casino ist die Beherrschung der chinesischen Sprache Mandarin – also nix mit neuen Arbeitsplätzen für Einheimische.
  • Lokale Arbeiter erhalten auf chinesischen Baustellen das dreifache Gehalt, arbeiten jedoch unter furchtbaren Bedingungen und sind nach Baustellenende oftmals arbeitslos.
  • Die Mietpreise sind in den letzten zwei Jahren um das Dreifache gestiegen. Laut Mom und Tuk-Tuk-Fahrern können sich die Einheimischen das Leben hier bald nicht mehr leisten.
  • Sämtlicher Baumüll wird verbrannt, landet auf der Straße oder im Meer.
  • Dennoch wurde Sihanoukville 2018 mit dem nationalen Clean-City-Award ausgezeichnet…

…das stimmt uns nachdenklich.

Spontantrip nach Koh Rong Samloem

Mom erzählte uns nach diesen traurigen Tatsachen auch von ihrem Bungalowresort auf der nahegelegenen Insel Koh Rong Samloem. Zwei Stunden und einen wilden Wellenritt später standen wir auf weißem Strand im Niemandsland, einer Insel ohne Straßen und Strom nur morgens und abends.

Nach zwei Tagen Inselfeeling holten wir uns in Sihanoukville unser Vietnam-Visum ab und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel – Kampot. Dort hatten wir ein Workaway-Projekt organisiert.

Weiter ging’s per Autostopp

Wir beschlossen den Weg nach Kampot mittels Autostoppen zurückzulegen. Und so standen wir mit Staubtuch, Google-Offlinekarte und ausgestrecktem Daumen auf der Autobahn in Sihanoukville. Wir warteten. Alle Fahrer lächelten und wunken uns zu, aber stehen bleiben? Fehlanzeige! Also warten. Dann der große Moment, zwei Männer, ein Lastwagen, kein Englisch – aber die Richtung passte. Nach einem weiteren Lastwagen folgte das große Tramperfeeling: ein Jeep blieb stehen, auf die Ladefläche, fertig, los! Unser Fahrer Sokhet wollte ebenfalls nach Kampot. Auf dem Weg machte er mit uns, seiner Frau und zwei Mönchen noch einen Abstecher in den angrenzenden Bokor-Nationalpark mit wunderschönem Ausblick über die Küste. Anschließend brachte er uns direkt zu unserem Hostel, wo wir in unser nächstes Workaway-Projekt starteten.

Fazit: Megacool und vielen Dank, wenn 100 Kilometer gehen, werden auch 5000 Kilometer gehen und wir beschlossen diese Art zu reisen, zu unserer Art des Reisens zu machen.

PS: Laut Sokhet signalisiert der Daumen nach oben nur, dass es uns gut geht. Dass wir nach einer Mitfahrgelegenheit suchen, verstehen so nur die wenigsten. Dazu müssten wir mit der flachen Hand nach unten winken.

Und wie es weiterging, siehst du hier