#18 Australien: einsame Strände, alternative Community

Nach einer spannenden aber auch etwas beschwerlichen Zeit im australischen Busch ging es Mitte Juli 2019 zurück an die Küste nahe Byron Bay. Dort hatten wir wieder eine Workaway-Stelle organisiert. Da Unterkünfte in Australien bei unserem Budget keine Option waren, organisierten wir uns immer im Vorhinein einen Workaway- oder Couchsurfingplatz. Und auch das Übernachten im Zelt auf einem der zahlreichen Free-Camps war immer eine Option.

Workaway in der Luxusvilla

Die Strecke zu unserer neuen Workaway-Stelle legten wir wieder mit Autostoppen zurück. Am Weg dorthin fuhren wir über die längste Holzbrücke der Südhalbkugel… episch. Wirklich episch war dann aber der Ausblick an unserem neuen Arbeitsplatz. Nach dem Containerleben im Busch wohnten wir jetzt nämlich bei einer Familie in einer Luxusvilla mit Blick über den Pazifik, sozusagen von 0 auf 100. Unser Arbeitsbereich war wieder der Garten, wo wir hauptsächlich mit dem Ausgraben von wuchernden Lemongrassbüschen und der australischen Lieblingsbeschäftigung schlechthin, dem „Unkrautzupfen“, beschäftigt waren. Daneben konnten wir allerdings auch einige coole Elemente der Permakultur sehen. Es gab eine kleine Wurmfarm, einen Riesenbokashi und wir halfen bei der Herstellung von Pflanzenkohle für die Gartenbeete.

Tiere des Ozeans

Die freien Tage nutzten wir für Ausflüge zum Ozean. In Byron Bay machten wir eine kleine Wanderung zum östlichsten Punkt Australiens. Außerdem konnten wir in Byron Bay und Skennars Head von den Klippen zahlreiche Wale beobachten, die in dieser Jahreszeit in den wärmeren Norden ziehen. Und ganz nahe an den Klippen sahen wir unter anderem Delfine, Mantarochen und Schildkröten. Superspannend und atemberaubend.

Couchsurfen bei Shaun

Nach zwei Wochen mit Sonnenaufgang im Bett zogen wir weiter zur nächsten Workaway-Stelle nahe Coffs Harbour. Auf halbem Weg machten wir noch einen Zwischenstopp und kamen über Couchsurfing in Maclean bei Shaun unter. Nachdem wir bis jetzt in Australien immer bei eher älteren Semestern waren, war es richtig cool nun jemanden aus unserer Generation kennenzulernen. Es gab eine Didgeridoo-Session und Shaun lud uns mit ein paar Freunden auf eine Billard-Partie und Pferdewetten ins Dorf-Pub ein.

Alternative Community Bundagen

Am nächsten Tag sollte es allerdings wieder zu älteren Semestern gehen, aber dazu später mehr. Von Maclean stoppten wir nach Bundagen nahe Coffs Harbour. Bundagen ist eine alternative Community im Bongil-Bongil Nationalpark. Seit 40 Jahren leben dort 180 Menschen auf einem 310 Hektar großen Grundstück als Community zusammen. In Bundagen gibt es ein großes Haupthaus, wo sich die Bewohner für Meetings und gemeinsame Aktivitäten treffen. Die Häuser der Bewohner sind weit über das ganze Grundstück verteilt. Von kleinen Häuschen über Caravans, Tipis, alten Schulbussen bis hin zu Tiny-Häusern auf Rädern war alles dabei. Die gesamte Community ist energieautark und versorgt sich mit Solarstrom und mit Regenwasser, gesammelt in großen Tanks. Eine richtig coole Sache.

Unsere Gastgeber in Bundagen, Peter & Barbara, waren bereits 87 bzw. 80 Jahre alt. Wie sich herausstellte, kümmerten sich die jungen Nachbarn Janelle & Bill um die Vermittlung auf Workaway. Das wussten wir im Vorhinein allerdings noch nicht. Manchmal kommt’s eben anders als man denkt. Bei Peter & Barbara bezogen wir im Garten einen alten, kleinen Caravan als unser Quartier. Unsere Gastgeber wohnten in einem kleinen bunten Häuschen. Dazu gab es noch ein Duschhäuschen, ein Klohäuschen und einen alten Blechschuppen. Alles quer über ihr Grundstück verteilt.

Wilde Tiere in Bundagen

Im Blechschuppen war neben einer kleinen Werkstatt auch Peter’s Küche untergebracht, die wir mitbenutzen durften. Weitere Bewohner in der Küche: zahlreiche Spinnen von klein bis riesig groß, ein Opossum und eine Maus durfte natürlich auch nicht fehlen. Aber nicht nur in der Küche sondern auch draußen tummelten sich einige Tiere. Wir sahen unter anderem eine riesige „Red-Belly-Schlange“, die den Waldweg drei Meter vor unseren Füßen überquerte. Vor unserem Caravan bekamen wir Papageienschwärme und eine 1,5m große Echse (Goanna) zu sehen. Die Tierwelt in Australien war sehr beeindruckend, wenn auch manchmal ein etwas unheimliches Neuland für uns.

Alltag bei Peter & Barbara

Ebenso beeindruckend war der weite, menschenleere Strand, der direkt an den Nationalpark grenzte und in 5 Gehminuten zu erreichen war.
Der Alltag bei Peter & Barbara gestaltete sich sehr entspannt. Wir halfen beim Rasenmähen und bei der Community-Aktion „Helping Hands“. Einmal wöchentlich treffen sich Community-Mitglieder um bei einem anderen Mitglied bei anfälligen Arbeiten mitanzupacken. Außerdem begleiteten wir Peter & Barbara bei ihren Einkäufen in Coffs Harbour. Trotz seines Alters fuhr Peter immer noch selbst mit dem Auto und das nicht zu langsam.

Abends saßen wir hin und wieder bei den beiden im Haus, brachten hausgemachten Apfelstrudel und lauschten ihren spannenden Geschichten. Peter flüchtete 1956 bei den Studentenaufständen in Ungarn. Ein paar Jahre später lernte er Barbara in Südafrika kennen. Über ein paar Umwege in Europa kamen die beiden nach Australien und vor fast 40 Jahren schließlich nach Bundagen.

In diesen Tagen hatten wir auch viel Zeit für uns. Wir genossen den Strand, unsere abendlichen kleinen Lagerfeuer und wir nutzten die Möglichkeit unsere weitere Reise zu organisieren.

Aufbruch Richtung Sydney

Nachdem unsere Zeit in Australien bis jetzt ziemlich abenteuerreich war, sehnten wir uns nun nach einem etwas ruhigeren und beständigeren Platz. Da passte es perfekt, dass wir auf HelpX eine Volunteer-Anfrage von einem Yoga-Retreat in Sydney bekamen. So setzten wir unsere Reise nach Süden fort, begaben uns wieder auf die Straße und stoppten Richtung Sydney.

Fun Facts

  • Da das Klo bei Peter & Barbara ziemlich weit von unserem Caravan entfernt war, entschlossen wir uns im angrenzenden Wald eine kleine Grube auszuheben. Anfangs eher als Notlösung gedacht, entwickelte sich das Klo im Wald (mit den vorhandenen Sägespänen als Einstreu) als sehr angenehme, nachhaltige Variante. Sozusagen die ursprünglichste aller Komposttoiletten.
  • Bisher hatten wir in Australien nur einen weiteren Autostopper gesehen. Während einer Einkaufsfahrt mit Peter sahen wir diesen Tramper mit einem „South“-Schild am Straßenrand stehen. Im Yoga-Retreat in Sydney sollten wir ihn wiedertreffen…

Und wie es weiterging, siehst du hier