Australien Trampen, Workaway, Containerleben

#17 Australien: Trampen, Workaway, Containerleben

Asien war vorerst Geschichte, 8 tropische und ereignisreiche Monate gingen zu Ende. Von Bali machten wir uns auf nach Australien. Genauer gesagt nach Gold Coast, nahe Brisbane, an der australischen Ostküste. Schon vor über einem Jahr kam die Idee auf nach Australien zu reisen. Ins Land wo der Begriff der Permakultur seinen Ursprung hat. Nun wollten wir zumindest einen Teil dieses riesigen Landes selbst erkunden und in Workaway-Projekten noch mehr im großen Gebiet der Permakultur lernen.

Aktuelle Buschbrände

Ankunft Australien Ende Juni 2019. Aber zuvor ein kleiner zeitlicher Sprung nach vorne. Wie überall zu hören war, wüten bereits seit September 2019 in vielen Gebieten an der Ostküste starke Buschbrände. Wie uns Einheimische erzählten, sind Buschbrände zwar normal in Australien, allerdings starteten die Brände dieses Jahr zwei Monate früher als gewöhnlich. Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge und der anhaltenden Hitze in vielen Gebieten breiteten sich die Brände entlang der Ostküste stark aus und erreichten so auch immer mehr bewohnte Regionen. Für uns sehr schockierend, dass die meisten Regionen, durch die wir in Australien gereist sind, schwer von den aktuellen Buschbränden betroffen sind. Bei unserer Ankunft im Juni 2019 sah das Ganze noch etwas anders aus. Vereinzelte Regenschauer und Temperaturen zwischen 15 und 25°C fühlten sich für uns fast winterlich an.

Trampen, Workaway und Pazifik-Strand

Nachdem wir in Indien und Bali mit Zug und Bus unterwegs waren, wollten wir in Australien unsere Wege wieder per Autostopp zurücklegen. Das ging gleich zu Beginn easy-cheesy und eine nette, junge Frau nahm uns direkt vom Flughafen zu unserem ersten Workaway-Platz nach Mullumbimby mit.

In Mullumbimby arbeiteten wir bei einer Glaskünstlerin auf ihrer kleinen Hobbyfarm. Die Vegetation dort war der in Mitteleuropa sehr ähnlich, mit einem kleinen feinen Unterschied. Zwischen Laub- und Nadelbäumen gab es hier unter anderem einen riesengroßen Avocadobaum mit hunderten von Früchten, Orangenbäume voll mit Orangen, Zitronenbäume voll mit Zitronen, Bananenstauden voll mit Bananen und Maracujasträuche voll mit – richtig – Maracujas.

Wir arbeiteten im Garten, ernteten jede Menge Kurkuma und Ingwer und bauten für die vier freiheitsliebenden Schafe ein neues Gehege. Unsere freien Tage am Wochenende nutzten wir für einen Ausflug an den nahen Pazifik-Strand in Brunswick Heads. Kilometerlanger weißer Strand, strahlender Sonnenschein, 25°C, direkt am Ozean. Der australische Winter war ganz nach unserem Geschmack.

Weiter in den australischen Busch

Nach dem sonnigen Wochenende beschlossen wir zu einer neuen Workaway-Stelle weiterzuziehen, da die Stimmung unserer Gastgeberin nicht so sonnig und schwer gestresst war. Per Autostopp ging es nun rund 200km landeinwärts. Von unseren Mitfahrgelegenheiten wurden wir mit Ausflugstipps und regionaler Geschichte versorgt. Unsere letzte Fahrerin schenkte uns sogar ein Gläschen Honig. Wie schon in Südostasien war auch in Australien das Autostoppen eine richtig coole und herzliche Sache. 

Schließlich standen wir in einem kleinen Dorf namens Drake. Von dort sollte uns unsere nächste Gastgeberin abholen. Das unscheinbare Dorf Drake war überhaupt das erste Anzeichen von Zivilisation nach einer langen Fahrt durchs Niemandsland.

Autark im Niemandsland

Gemeinsam mit unserer Gastgeberin Merete und ihrer Freundin Vonny fuhren wir weiter zu ihrem Grundstück, mitten im australischen Busch. Nach einer kilometerlangen Fahrt durch Eukalyptuswälder kamen wir schließlich zu Meretes Grundstück. Ein Lagerplatz mit Schiffscontainern, einer Freiluftküche, alten Caravans, reichlich angesammelter „Altware“ und einem großen Garten nach Permakultur-Prinzipien. Der Strom kam von einer alten Photovoltaikanlage am Scheunendach, das Geschäft wurde auf einem Kompostklo erledigt und die Wasserversorgung wurde mit zwei 25.000l Speichertanks sichergestellt, in denen Regenwasser gesammelt wurde. Da im gesamten Haushalt nur natürliche, selbstgemachte Waschmittel und Produkte verwendet wurden, konnte das anfallende Grauwasser aus Abwasch, Dusche und Waschmaschine im Garten zum Gießen genutzt werden. Ein ziemlich cooler Kreislauf und vor allem in Bezug auf unsere Tiny-House-Pläne eine interessante Erfahrung.

Um auch in puncto Essen autarker zu werden, war unter den Containern ein großer Garten nach Permakultur-Prinzipien mit Terrassen und Swales (Wassersickergräben) angelegt. Um den felsigen, kargen Boden zu einem nährstoffreicheren Boden aufzubauen, war es unsere Aufgabe möglichst viel organisches Material einzubringen. In hipper Arbeitsmontur schleppten wir Holz, Grünschnitt, Pflanzenkohle, Gesteinsmehl, Kaffeesud, etc. in die Gartenbeete.

Alltagsschmankerl

Das Arbeiten gestaltete sich etwas mühsam, da Merete immer sehr genaue Vorstellungen hatte und am liebsten sowieso alles selbst machen wollte. Nicht selten kam es vor, dass Frank Sinatra’s „I did it my way“ aus dem Lautsprecher über das ganze Grundstück dröhnte, was uns dann doch wieder ein Schmunzeln kostete. Auch der Alltag war teilweise etwas kompliziert. „Wasser sparen!“ obwohl wir schon Wasser sparten, „Strom sparen!“ obwohl wir schon Strom sparten, „Internet sparen!“ obwohl wir kein Internet benutzten,… Merete hatte immer einen genauen Blick auf alles.

Neben dem Arbeiten wurde jedoch immer hervorragendes Essen serviert und hin und wieder gab es interessante Dokumentationen über Permakultur zu sehen. Außerdem machten wir einen Ausflug in den nächstgelegenen Ort Tenterfield. Dort durfte sich Sebi als Hundetrainer mit einem von Meretes drei schwer zu bändigenden Hunden versuchen. Gloria sit, Gloria down, Gloria go,… eigentlich ganz klare Kommandos. Nur Gloria wollte bei diesen Spielchen nicht so ganz mitspielen.

Nach zwei Wochen ließen wir das Leben in der Wildnis hinter uns und zogen wieder weiter Richtung Küste…

Und wie es weiterging, siehst du hier